Instrumente des Financial Risk Managements

2. Präventionsmaßnahmen zum Risikoschutz

Wir müssen unsere übliche Vorgehensweise im Bereich Vorhersagen und Risikomanagement auf den Kopf stellen. Es ist vollkommen verfehlt, nur mit der Berechnung der Vorteile zu argumentieren, ohne die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns mit einzubeziehen. Wenn wir Erfolge verstehen und ihre Ursachen analysieren wollen, müssen wir uns auch mit den Merkmalen von Misserfolgen befassen. Man muss seinen eigenen Ideen äußerst kritisch gegenüber stehen: Es trifft uns emotional härter, unsere Hypothesen zu verwerfen, als sie zu akzeptieren. Probieren Sie es einmal selber. Versuchen Sie herauszufinden, ob Ihre Hypothesen richtig sind, indem Sie zuerst überprüfen, ob sie nicht vielleicht falsch sind. Sie arbeiten mit Mutmaßungen und versuchen Ihre eigenen Hypothesen zu widerlegen. 3, 4, 8, 9, 10

Man kann der Zukunft nicht mit der naiven Projektion der Vergangenheit begegnen. Wir müssen uns auf die Konsequenzen (die man kennen kann) konzentrieren, nicht auf die Wahrscheinlichkeit (die man nicht kennen kann), wenn wir eine Entscheidung treffen müssen. Das ist die Haupterkenntnis der Ungewissheit, auf ihr beruht ein großer Teil unseres Lebens. Alles, was man tun muss, ist die Konsequenzen abzuschwächen. Wir müssen uns keine Sorgen über unsere kleinen Misserfolge machen, vielmehr über die großen, die verhängnisvoll werden können. Wir brauchen uns weniger Sorgen wegen angekündigter sensationeller Risiken machen. Vielmehr müssen wir uns über die bösartigen, versteckten Risiken sorgen. Wir konzentrieren uns zu sehr auf das Bekannte und dass, was sich wiederholt. Stattdessen müssten wir den Extremfall als Ausgangspunkt benutzen. Wir dürfen ihn nicht als Ausnahme behandeln, die man unter den Teppich kehren kann. Denn viel zu häufig wissen wir weit weniger, als wir annehmen. 3, 9

Es ist gefährlich eine Theorie zu haben, wenn man deren mögliche implizierte Irrtümer außer Betracht lässt. Im Hinblick auf Unwissenheit kann man zuversichtlicher sein als im Hinblick auf Bestätigung. Wir müssen skeptisch gegenüber Bestätigungen sein, allerdings nur, wenn mögliche Fehler sehr teuer werden können. Wir müssen unsere Annahmen auf mögliche Fehlerraten aufbauen. Wir sollten uns bei unseren Prognosen und Entscheidungen viel stärker auf den Bereich der möglichen Ergebnisse stützen, als auf die erwartete endgültige Zahl. Es kommt nicht darauf an, wie oft wir richtig liegen, sondern wie groß unsere kumulativen Fehler sind. Diese kumulativen Fehler hängen überwiegend von den großen Überraschungen ab. Was sollten wir daraus schließen? Selbst wenn wir einer gegebenen Vorhersage zustimmen, müssen wir uns darüber Gedanken machen, dass eine reale Möglichkeit einer signifikanten Abweichung bestehen könnte. 3, 6, 9, 10

Ich finde es grundsätzlich nicht zielführend,
dass man trotz der schlechten Ergebnisse weiter Prognosen abgibt, als wäre man dabei gut, und dazu Mittel und Methoden benutzt, die seltene Ereignisse ausschließen. Fragen Sie Ihren Portfoliomanager doch einmal, wie er „Risiko“ definiert. Er wird Ihnen sehr wahrscheinlich eine Messgröße präsentieren, die die Möglichkeit Schwarzer Schwäne (unvorhersehbare, seltene Ereignisse) ausschließt! Risikomanager müssen davon ausgehen, dass in ihrem Geschäft von Haus aus immer eine gewisse Fehlermarge vorhanden ist. 3, 8, 9, 10

Wir können nicht wirklich langfristige Prognosen abgeben, denn wir können die Zukunft nicht vorhersagen. Aber das muss keine schlechte Nachricht sein. Wir könnten planen, in dem wir solche Einschränkungen bedenken. Das erfordert allerdings Mut. Obwohl wir den Gewehrlauf in der Realität normalerweise nicht sehen können, versuchen einige Menschen dies dennoch. Dazu braucht man eine spezielle Denkweise. Wir müssen in jedem Portfolio unsichtbare Selbstzerstörungsrisiken suchen. Wir müssen lernen, Meinungen und Anschauungen nicht nach ihrer Plausibilität einzuordnen, sondern nach dem Schaden, den sie anrichten können. Es heißt oft, wer klug sei, könne die Dinge kommen sehen. Vielleicht ist der Kluge in Wirklichkeit aber derjenige, der weiß, dass er weit entfernte Dinge nicht sehen kann. 3, 8, 9

Gewinne und Verluste werden in unterschiedlichen Teilen unseres Gehirns verarbeitet. Bei Entscheidungen nach einem Gewinn schwingt ein ganz anderer Grad der Rationalität mit, als nach einem Verlust. Anleger, die die Risiken nicht sehen oder vergessen, reagieren mitunter undankbar, wenn man sie vor Risiken schützt. Sie wollen nur Versicherungen für Ereignisse abschließen, die auch eintreten. Wir brauchen eine probabilistische Einstellung. Sie stützt sich auf die Vorstellung dessen, was wahrscheinlich geschehen hätte können. Anlageentscheidungen sollten von denjenigen getroffen werden, die nicht unter Risikoblindheit leiden. Man muss sich fragen, welche Auswirkung eine Entscheidung oder Handlung in 10 Minuten, in 10 Monaten und in 10 Jahren haben wird. Kompromisse zulassen ist gleichbedeutend mit Billigung. 1, 6, 8, 9, 10

Der zentrale Grundsatz ist: Wir wissen wesentlich besser was falsch, als was richtig ist. Was falsch ist, ist ziemlich robust. Was wir nicht wissen, ist fragil und spekulativ, aber wir nehmen es nicht ernst. Also sorgen wir dafür, dass es uns, falls es sich als falsch herausstellt, nicht zu sehr schadet. Die wichtigste Lektion im Leben besteht darin, zu lernen, was es zu vermeiden gilt. Triff Vorsorge für das Schlimmste, das Beste erledigt sich von selbst! Verlässt man sich nicht auf den Bullenmarkt an der Börse, kann einem der Bärenmarkt auch keine Angst einjagen. 9, 10

Optionen sind ein Ersatz für fehlendes Wissen. Der Investor der die statistischen Eigenschaften von A und B nicht kennt und weiß, dass er sie nicht kennt, wird den Anteil, den er nicht verlieren will, als Cash anlegen und den Rest in A und B investieren. In der Praxis braucht man das Verhältnis des erwarteten Gewinns zum Worst-Case-Ertrag, dynamisch angepasst, um einen finanziellen Ruin zu vermeiden. Selbst wenn man die Erträge nicht kennt, wird die Auszahlung, wenn die Verluste begrenzt sind, robust sein, und die Methode wird der herkömmlichen Diversifikation überlegen sein. Ein im Voraus definierter Austritt, ein Schutzmechanismus gegen unvorhersehbare Ereignisse: Setzen Sie Stopp-Loss-Marken. 3, 4, 8, 9

Robyn Hood-Investmentstrategie: Die Strategie läuft darauf hinaus, dass man Geld von Gewinnern abzieht und es stattdessen zu Verlierern umschichtet. Dies widerspricht der landläufigen Meinung, dass man in die Fonds mit der besten Performance investieren und Geld aus den Produkten abziehen sollte, deren Wertentwicklung hinter der anderer Produkte hinterher hängt. Auf dem Papier führt diese Strategie zu deutlich höheren Renditen als der Versuch, sich an die Fondsmanager mit der besten Performance zu halten, denn selbst eine kaputte Uhr zeigt zweimal am Tag die richtige Zeit an! Investieren Sie nicht in Businesspläne, sondern in Menschen. In Menschen zu investieren macht immun gegen die im Nachhinein geschönten Erzählmuster von Businessplänen. Wir müssen Ausschau nach positiven Schwarzen Schwänen halten. Wir sollten uns aggressiv positiven Schwarzen Schwänen aussetzen. Fortschritt ist nur dann möglich, wenn die Sinne offen sind. Bleibt das Denken im Erfahrungsgefängnis stecken oder wird es von außen begrenzt, weil Mächtigere selbst in ihrem Erfahrungsgefängnis sitzen, ist die Fehlentscheidung nicht weit entfernt. Risikosensibilisierung ist einer Risikoblindheit immer vorzuziehen. 1, 8, 9

Wenn unsere Denk- und Arbeitsweise Ihre Vorstellungen trifft oder Sie mehr über uns oder das Kolodzik Financial Risk Management System wissen wollen, dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme. Wir nehmen Ihre Herausforderung gern an.

Quellenverzeichnis:

  1. Wie wir uns täglich die Zukunft versauen (Pero Micic)
  2. Animal Spirits: Wie Wirtschaft wirklich funktioniert (George Akerlof, Robert Shiller)
  3. Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse (Nassim Taleb)
  4. Der Schwarze Schwan: Konsequenzen aus der Krise (Nassim Taleb)
  5. Dieses Mal ist alles anders: Acht Jahrhunderte Finanzkrisen (Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff)
  6. Schnelles Denken, langsames Denken (Daniel Kahneman)
  7. Irrationaler Überschwang: Warum eine lange Baisse an der Börse unvermeidlich ist (Robert J. Shiller, Irwin L. Collier und Brigitte Kleidt)
  8. Narren des Zufalls: Die unterschätzte Rolle des Zufalls in unserem Leben (Nassim Taleb)
  9. Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (Nassim Taleb)
  10. Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (Gerd Gigerenzer)
  11. Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog (Christopher Clark)
  12. Vergesst die Krise: Warum wir jetzt Geld ausgeben müssen (Paul Krugman)
  13. Die Wahrheit über Geld: Wie kommt unser Geld in die Welt - und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash? (Raimund Brichta und Anton Voglmaier)
  14. 30 Dreiste Lügen über Geld: Befreie dein Leben - Rette dein Geld (Peter Koenig)
  15. Die Euro-Bombe wird entschärft (Wilhelm Hankel)